Tai Chi beim Spülmaschine Ausräumen
Ob du glaubst oder nicht, das Spülmaschine Ausräumen ist eine tolle Sache für den ganzen Körper. Man bückt sich, man streckt sich, man streckt die Arme hoch, man streckt die Arme runter, man geht ein bisschen in die Knie, manchmal muss man sogar auf Zehenspitzen.
ME/CFS: Bewegung ist Sport
Mein Sport? Ausräumen :-)
Meine allererste „Sportart“, als ich chronisches Fatigue-Syndrom bekam, war das Spülmaschine Ausräumen 😄. Ich würde – und tue es eigentlich immer noch – frühmorgens runterkommen in die Küche, die Spülmaschine öffnen und ganz langsam mit sehr bewussten und vorsichtigen Bewegungen die Spülmaschine ausräumen.
Gegen die Steifigkeit
Und so kam mein Körper, der sehr unter Morgensteifigkeit gelitten hat… Ja, komisch, dass es Morgensteifigkeit heißt, denn eigentlich hatte ich dieses Phänomen, sobald ich zu lange verharrte. Also ein paar Minuten mich hinsetzen zum Essen oder, Gott bewahre, auf der Couch abhängen – ging absolut gar nicht. Heutzutage geht das viel, viel besser, aber trotzdem merke ich, wie ich, so oft in diesem Blog erwähnt, auch da meine Grenzen habe.
Aber wie ich sagen wollte; so kam mein Körper, der sehr unter Morgensteifigkeit gelitten hat, langsam in Bewegung und entkam der Steifigkeit.
Spülmaschine ausräumen mit fließenden Bewegungen
Und aus diesem, sag ich jetzt mal, normalen „Sport“ kann man ein bisschen Tai Chi machen. Ich erzähle so, dabei habe ich noch nie in meinem Leben Tai Chi gemacht 😄.
Aber ich habe selber gemerkt, dass es auch eine feine Sache ist, wenn man diese Bewegungen bei der Spülmaschinenausräumung fließend macht. Also richtig schön fließend bücken. Und beim Bücken achte ich ab und zu mal darauf, dass ich nicht wie gewöhnlich bücke und den Hals starr halte, geradeaus, sondern dass ich auch ab und zu mal meine Wirbelsäule richtig krümme, wie bei Yoga.
Das heißt, dass das Kinn auf die Brust geht. Mein Kinn geht auf die Brust und ich rolle mich wieder hoch. So ein bisschen wie bei Yoga.
Seitenwechsel
Und ich achte manchmal darauf, dass ich fließende Bewegungen mache, wenn ich zum Beispiel ein Glas aus der Spülmaschine hebe und in einer fließenden Bewegung mal mit der linken Hand und dann mal mit der rechten Hand das Glas in den Schrank platziere.
Ja, und das ist auch so eine Sache: Es lohnt sich, auch wenn es sehr ungewohnt ist und man eigentlich keine Lust hat, die Seite zu wechseln. Also vielleicht auf die andere Seite der Spülmaschine stehen und statt mit dem gewohnten linken Arm immer die Gläser wegzutun, mal mit dem rechten Arm. Oder sie abwechseln.
Warum auch unbequeme Bewegungen gut tun
Was ich natürlich auch nie sehr gemocht hatte, war, Sachen in die unterste Schublade tun zu müssen. Vor allem, wenn die unterste Schublade rappelvoll ist und man sich auch noch die Mühe machen muss, Platz zu schaffen für das Ding, das man da reintun möchte. Mein absoluter Non-Favorit.
Aber es ist halt gut natürlich für meinen ganzen Körper, wenn auch die Knie ein bisschen in die Hocke gehen müssen.
Mit Achtsamkeit an die Sache rangehen
Bewusst sein und tun
Und was natürlich auch gut tut, was ich auch gerne vermeide, aber mir immer wieder sage, ich soll es tun: Tu bewusst das Objekt in die Schublade. Sträube dich nicht gegen etwas, wenn du es tust, sondern versuche, Geduld anzunehmen und bewusst langsam Dinge beiseitezuräumen.
Mit Geduld, mit Mitgefühl für den Körper – und mache quasi eine Aufmerksamkeitsübung daraus.
Gegen Frust und Ungeduld
Ja, sowas kann eigentlich sehr beruhigend sein. Ich weiß, es ist schwierig, seinen wuschigen Kopf zu überwinden und einer kleinen Sache Aufmerksamkeit zu schenken und etwas langsam und bewusst anzugehen.
Ich denke, man steuert da so gegen einen Adrenalinrausch an oder gegen Anxiety oder das genervte Gefühl, dass man eigentlich einfach nicht schnell genug ist und nichts schnell genug vorangeht und man frustriert ist.
Dabei weiß ich aus Erfahrung, dass es sich manchmal doch lohnt. Natürlich, es lohnt sich immer – nur, wer tut das immer mit der Aufmerksamkeit? 😜 Ich denke, die wenigsten von uns.
Ein Trick, um sich das Spülmaschine Ausräumen zu erleichtern
Auf der anderen Seite habe ich mir dann das Leben mit dem Spülmaschine Ausräumen auch etwas einfacher gemacht. Und zwar, indem ich Dinge sammle, die eigentlich in eine andere Ecke der Küche hingetan oder weggeräumt werden müssen.
Ich habe gelernt, sie zu sammeln und dann erst alle geballt mit in die andere Ecke der Küche zu nehmen und wegzutun. Das kann schon den Frustpegel senken.
Ein bewusstes Gehen
Es gab zwar selten Zeiten, in denen ich absichtlich tatsächlich mit jedem Ding hin- und hergegangen bin. Aber ja, das kam auch manchmal vor, weil mir das Hin- und Hergehen – natürlich bewusst und langsam, ohne Hektik – auch meinen Kreislauf sachte ankurbelte.
Höre auf deine innere Stimme
Es tut mir in der Seele weh, wenn ich höre, dass einigen CFS-lern gesagt wurde, sie sollen Sport treiben. Sport und Bewegung sind nicht dasselbe, finde ich. Ich persönlich bin der Meinung, dass Bewegung für mich wichtig ist. Aber ich möchte dich daran erinnern, dass ich nur mildes CFS habe.
Bewegung – geschweige denn Sport – ist für andere CFS-ler, die z. B. schweres oder sehr schweres ME/CFS haben, nicht unbedingt förderlich. Und selbst wenn doch, muss jeder für sich abwägen, welche Art und wie viel Bewegung für ihn oder sie passend ist. Ich persönlich finde es wichtig, auf die innere Stimme zu hören und wirklich nur das zu machen, was man denkt, dass man kann – ohne einen Crash zu verursachen.
Eine Dose Bohnen als Gewicht
Ich hörte von einer Frau mit CFS, die täglich einmal eine Dose Bohnen vom Boden neben ihrem Bett aufgehoben hat. Das war ihr „Sport“.
Ich hörte von einem Mann mit CFS, der Tag für Tag erst seinen kleinen Finger bewegte, dann den Ringfinger, dann den Mittelfinger – und später beide Hände. So entwickelte er eine Routine, bei der er schließlich auch die Füße einbezog, irgendwann den Kopf ein wenig anhob und schließlich die Arme etwas anhob – aus seiner liegenden Position im Bett, aus der er sich monatelang nicht bewegen konnte, ohne einen Crash zu verursachen.
Ich bewundere diese Menschen. Ich bewundere ihre Achtsamkeit. Und ich bewundere ihren Respekt gegenüber ihren Körpern und gegenüber der Bewegung – gegenüber den kleinsten Bewegungen.
Klicke unten auf dem Tag Life Hacks und finde weitere Life Hacks, die ich peu à peu einsetze.
ACHTUNG: Sehr geringe körperliche oder mentale Anstrengung kann zu einer bedeutsamen Verschlechterung der ME/CFS-Symptome führen! Auch eine Umstellung in der Ernährung kann für den Körper anstrengend sein. Klicke auf diesen Link um meinen Haftungsausschluss zu lesen.
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